Neue Forschungen haben einen potenziellen Zusammenhang zwischen Kopfverletzungen und der Reaktivierung ruhender Viren aufgedeckt, der zur Entwicklung neurologischer Erkrankungen beitragen könnte. Die an der Tufts University durchgeführte Studie verwendete 'Mini-Gehirne', die aus Stammzellen abgeleitet wurden, um zu untersuchen, wie Gewebeschäden im Gehirn die Wiederkehr des Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) auslösen könnten, selbst nachdem das Immunsystem es zuvor unterdrückt hatte.
Obwohl die 'Mini-Gehirne' keine perfekten Nachbildungen menschlicher Gehirne waren, zeigten sie Reaktionen, die denen in menschlichen Gehirnen bei wiederholten leichten Stößen ähnelten. Eine Woche nach der Verletzung stellten die Forscher fest, dass sich Proteinaggregate und -verwicklungen im Gehirngewebe bildeten, Merkmale, die mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer verbunden sind. Zudem wurden Anzeichen von Neuroinflammation und signifikante Zunahmen von Immunzellen festgestellt, die mit Entzündungen in Verbindung stehen.
Neueste Studien zeigen, dass traumatische Gehirnverletzungen, wie die chronische traumatische Enzephalopathie (CTE), einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen darstellen könnten. Chronische Entzündungen, die durch leichte Kopftraumata verursacht werden, könnten über die Zeit zu kumulativen Schäden führen.
In einer verwandten Studie aus dem Jahr 2008 wurde berichtet, dass Gene des HSV-1 in 90 % der Proteinablagerungen in den Gehirnen verstorbener Alzheimer-Patienten vorhanden waren, wobei der größte Teil der viralen DNA in diesen Ablagerungen gefunden wurde, was Fragen über die Rolle von Viren bei der Krankheitsentwicklung aufwirft.
Um den Einfluss von Gehirnverletzungen auf die Reaktivierung des Virus weiter zu untersuchen, verwendeten Forscher der Tufts University und der Universität Oxford isolierte Gehirnschnitte. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit ruhendem HSV-1 nach einer körperlichen Verletzung geringere Mengen des erregenden Neurotransmitters Glutamat freisetzten – entscheidend für die Stimulation neuronaler Aktivitäten und an verschiedenen kognitiven Prozessen beteiligt.
Das Forschungsteam kam zu dem Schluss, dass traumatische Gehirnverletzungen zur Reaktivierung von HSV-1 führen könnten, wobei wiederholte Verletzungen die Schäden verstärken. Sie empfehlen weitere Studien zur Untersuchung potenzieller Strategien zur Minderung der Auswirkungen von Kopfverletzungen, wie die Anwendung von entzündungshemmenden und antiviralen Behandlungen nach Verletzungen, um die Reaktivierung von HSV-1 im Gehirn zu reduzieren und möglicherweise die Entwicklung von Alzheimer zu verlangsamen.
Diese Studie wurde in der Zeitschrift Science Signaling veröffentlicht.