Eine bemerkenswerte Entdeckung in der Al-Subiyah-Wüste im Norden Kuwaits hat die Aufmerksamkeit von Archäologen weltweit auf sich gezogen. Die Kuweitisch-Polnische Archäologische Mission hat kürzlich einen Tonkopf entdeckt, der etwa 7.500 Jahre alt sein soll, am Standort Bahra 1. Die Figur, mit ihrem länglichen Schädel, schmalen Augen, flachem Nasen und fehlendem Mund, ähnelt den rätselhaften "Schlangenmenschen"-Skulpturen, die mit der alten Ubaid-Kultur verbunden sind, und wirft faszinierende Fragen zu ihren Ursprüngen und ihrer Bedeutung auf.
Die Ubaid-Kultur, die zwischen 5500 und 4900 v. Chr. blühte, ist älter als die Sumerer und legte die Grundlagen für die mesopotamischen Zivilisationen. Bekannt für ihre Fortschritte in Landwirtschaft, Handel und frühem urbanen Entwicklung, hinterließen die Ubaid keine schriftlichen Aufzeichnungen, aber ihre materiellen Überreste bieten einen Einblick in ihren komplexen Lebensstil.
Der Standort Bahra 1 hat bedeutende Einblicke in das tägliche Leben der Ubaid geliefert, einschließlich Beweisen für Töpferwerkstätten, landwirtschaftliche Praktiken und sogar ein Gebäude, das vermutlich für religiöse Rituale genutzt wurde. Diese Funde heben die kulturellen und wirtschaftlichen Netzwerke hervor, die die Ubaid über die Region etablierten.
Der am Bahra 1 gefundene Tonkopf ähnelt anderen "Schlangenmenschen"-Figuren, die an Ubaid-Stätten gefunden wurden. Diese Artefakte zeigen oft schlanke Figuren mit reptilienartigen Merkmalen, wie verlängerten Körpern, schlangenartigen Köpfen und Mustern, die Schuppen ähneln. Während die genaue Bedeutung dieser Figuren spekulativ bleibt, deuten Archäologen darauf hin, dass sie möglicherweise eine symbolische oder religiöse Rolle gespielt haben.
Die Figuren sollen Gottheiten, Geister oder andere mächtige Entitäten darstellen, die mit Fruchtbarkeit, Schutz oder dem Jenseits verbunden sind. Besonders die schlangenartigen Merkmale haben oft Fruchtbarkeit, Heilung und Transformation symbolisiert, was Forscher zu der Annahme führt, dass die Figuren möglicherweise in Ritualen oder Zeremonien verwendet wurden.
Der Standort Bahra 1 hat auch entscheidende Details über Ubaid-Töpferwaren und Handelspraktiken offenbart. Forscher entdeckten eine Töpferwerkstatt, die einen bestimmten Keramiktyp namens "Coarse Red Ware" produzierte, und lösten damit das langjährige Rätsel um seinen Ursprung. Die Töpferei enthält Spuren von Pflanzenmaterialien, einschließlich wildem Schilf und kultivierten Pflanzen wie Gerste und Weizen, was einen Einblick in die landwirtschaftliche und ökologische Umgebung der Ubaid bietet.
Der Standort beherbergt auch eine einzigartige architektonische Struktur, die als "kultisches Gebäude" beschrieben wird, was weiter auf das reiche spirituelle Leben der Ubaid hinweist. Die Präsenz der Schlangenkopf-Statue an diesem Standort deutet auf ihre mögliche Rolle in religiösen Praktiken oder als Verbindung zwischen den Lebenden und dem spirituellen Bereich hin.
Dieser Tonkopf und die breiteren Funde am Bahra 1 tragen erheblich zum Verständnis des Erbes der Ubaid-Kultur bei. Sie zeigen nicht nur das Handwerk und die Handelsnetzwerke der Ubaid, sondern auch ihre spirituellen Überzeugungen und Praktiken. Die Ähnlichkeit der Figur mit den geheimnisvollen "ophidianischen" Figuren erweitert die Erzählung dieser schlangenartigen Darstellungen und wirft neue Fragen zu ihrer Rolle in der Ubaid-Gesellschaft auf.
Die Entdeckung unterstreicht die kulturelle und symbolische Komplexität einer der frühesten Zivilisationen der Menschheit und bietet einen faszinierenden Einblick in eine Welt, die die Grundlage für die Entwicklung der mesopotamischen Gesellschaften gelegt hat. Während die Forscher weiterhin den Standort Bahra 1 erkunden, werden wahrscheinlich weitere Geheimnisse des Ubaid-Volkes und ihrer rätselhaften "Schlangenmenschen" enthüllt.