ESA: Ein aufflammendes Schwarzes Loch treibt ultraschnelle Winde.
Astronomen beobachten ultraschnelle Winde, die von einem supermassereichen Schwarzen Loch nach einem Röntgenausbruch freigesetzt werden
Bearbeitet von: Uliana S.
Eine internationale Forschergruppe von Astronomen hat Ende 2025 ein bemerkenswertes kosmisches Ereignis registriert: Unmittelbar im Anschluss an einen intensiven Röntgenausbruch setzte ein supermassereiches Schwarzes Loch einen extrem schnellen Materiestrom frei. Diese Beobachtung, die durch die koordinierte Nutzung verschiedener Röntgenweltraumteleskope ermöglicht wurde, liefert entscheidende Einblicke in die Dynamik aktiver Galaxienkerne (AGN). Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im Dezember 2025 in der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.
Im Zentrum dieser Forschung stand das supermassereiche Schwarze Loch im Herzen der Spiralgalaxie NGC 3783, welche sich in einer Entfernung von rund 130 Millionen Lichtjahren von unserem Heimatplaneten befindet. Dieses zentrale Objekt besitzt eine Masse, die dem 30 Millionenfachen der Sonnenmasse entspricht. Seine Aktivität speist sich aus der Akkretion von Materie, was den Kern dieser Galaxie zu einer hellen Emissionsquelle über das gesamte elektromagnetische Spektrum macht. Ergänzend dazu belegen Daten aus der Reverberations-Kartierung, dass die Masse des Schwarzen Lochs in NGC 3783 präzise mit 2,8 Millionen Sonnenmassen beziffert werden kann.
Die Datenerfassung erfolgte durch eine Kombination aus dem europäischen Weltraumteleskop XMM-Newton, das bereits im Dezember 1999 gestartet wurde, und der neueren japanischen Mission XRISM, deren Start im September 2023 erfolgte. Die detaillierte Analyse offenbarte zunächst einen hellen Röntgenausbruch aus dem Kern des Schwarzen Lochs, der rasch wieder abebbte. Was folgte, war die Freisetzung von Materie in Form von mächtigen Winden innerhalb nur eines Tages. Diese Winde erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 60.000 Kilometern pro Sekunde, was ungefähr einem Fünftel der Lichtgeschwindigkeit entspricht. Liuyi Gu von der Niederländischen Organisation für Weltraumforschung (SRON), der leitende Autor der Studie, hob hervor, dass die Geschwindigkeit, mit der diese Winde entstanden, geradezu beispiellos sei.
Der Mitautor Matteo Guainazzi vom Europäischen Weltraumorganisation (ESA) äußerte die Vermutung, dass diese Materieströme das Resultat einer plötzlichen „Entwirrung“ komplexer magnetischer Strukturen innerhalb des AGN sind. Dieser Vorgang lässt sich mit den Mechanismen vergleichen, die koronalen Massenauswürfe auf unserer Sonne verursachen, allerdings in einem ungleich größeren Maßstab. Eric Kuulkers, wissenschaftlicher Leiter des XMM-Newton-Projekts, betonte, dass diese Parallele darauf hindeutet, dass grundlegende Prinzipien der Hochenergiephysik im gesamten Universum Gültigkeit besitzen.
Solche Hochgeschwindigkeitswinde sind für das Verständnis der galaktischen Evolution von fundamentaler Bedeutung, da sie aktiv am sogenannten „Feedback-Prozess“ beteiligt sind. Die von diesen Strömen transportierte Energie kann die Sternentstehung innerhalb der Wirtsgalaxie beeinflussen, indem sie das interstellare Gas aufheizt und somit das Wachstumstempo der Galaxie reguliert. Die erfolgreiche Beobachtung dieses spezifischen Ereignisses wurde nur durch die simultane Überwachung von NGC 3783 durch insgesamt sieben Weltraumobservatorien möglich, darunter NuSTAR, Hubble, Chandra, Swift und NICER.
Quellen
RTCG - Radio Televizija Crne Gore - Nacionalni javni servis
Discover Magazine
European Space Agency
ScienceDaily
Popular Science
Space.com
Anadolu Agency
SRON | Space Research Organisation Netherlands
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Letters
European Space Agency
Northwestern Now
Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC)
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