In der Provinz Şanlıurfa in der Türkei haben archäologische Ausgrabungen in der neolithischen Siedlung Sayburç über 50 Strukturen freigelegt, die Einblicke in das tägliche und rituelle Leben einer der ältesten bekannten sesshaften Gemeinschaften der Welt gewähren. Die Funde datieren auf rund 12.600 Jahre zurück und sind Teil des „Taş Tepeler Projekts“, das sich der Erforschung von Stätten widmet, die mit der Göbeklitepe-Kultur in Verbindung stehen.
Die Ausgrabungen unter der Leitung von Dr. Eylem Özdoğan von der Universität Istanbul enthüllen eine komplexe Siedlungsstruktur mit kreisförmigen und rechteckigen Gebäuden, die mit Herden, Podesten und Bänken ausgestattet waren. Charakteristisch sind auch die monolithischen T-förmigen Pfeiler, die in die Architektur integriert wurden. Die Funde deuten darauf hin, dass Wohn- und Gemeinschaftsbereiche nebeneinander existierten. Während in den Wohnhäusern alltägliche Aktivitäten stattfanden, zeugen die größeren öffentlichen Gebäude von einer ausgeprägten sozialen Organisation mit mehreren T-förmigen Monolithen und zentralen Steinelementen.
Sayburç war über einen Zeitraum von etwa 300 Jahren kontinuierlich bewohnt, was wertvolle Daten über die Entwicklung von Bautechniken und Technologien während des Neolithikums liefert. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Periode im Vergleich zu anderen frühen Siedlungen wie Çatalhöyük. Die Entdeckungen in Sayburç sind von immenser Bedeutung für das Verständnis der frühen menschlichen Geschichte und des Wandels von nomadischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zu agrarisch geprägten Gemeinschaften.
Neue Forschungen im Rahmen des „Taş Tepeler Projekts“ beleuchten die Region Şanlıurfa als einen Schlüsselort, an dem vor etwa 12.000 Jahren bedeutende gesellschaftliche Umwälzungen stattfanden. Dieses Projekt, das zehn verschiedene Stätten umfasst, bietet einzigartige Einblicke in die Ursprünge des sesshaften Lebens und die Entstehung komplexer Gesellschaftsstrukturen. Die Funde stellen frühere Annahmen in Frage, die Sesshaftigkeit untrennbar mit Ackerbau und Viehzucht verbanden, da die Bewohner Sayburçs trotz ihrer Sesshaftigkeit weiterhin Jäger und Sammler blieben.
Die Ausgrabungen in Sayburç sind noch im Gange, und weitere Entdeckungen werden erwartet, die unser Verständnis dieser entscheidenden Periode der Menschheitsgeschichte weiter vertiefen werden. Die archäologischen Stätten in Anatolien, wie Göbeklitepe und Karahantepe, zeigen, dass diese Region eine Wiege der Zivilisation war, in der vor rund 12.000 Jahren die Grundlagen für spätere Entwicklungen gelegt wurden.