Archäologen haben in den südöstlichen Regionen Jordaniens, nahe dem Toten Meer, bedeutende Überreste entdeckt, die eine materielle Grundlage für die biblische Überlieferung von Sodom und Gomorra bieten könnten. Die Ausgrabungen an Fundstätten wie Bab edh-Dhra und Numera, die traditionell mit den biblischen Städten in Verbindung gebracht werden, legten verkohlte Ruinenfelder und konservierte menschliche Skelette unter eingestürzten Strukturen frei. Diese Funde sind ein deutliches Indiz für eine abrupte und gewaltsame Katastrophe, die diese Siedlungen in der frühen Bronzezeit heimsuchte.
Die Siedlungen Bab edh-Dhra und Numera stellten die einzigen bekannten bewohnten Zentren in der Region des Toten Meeres zwischen etwa 3300 und 900 v. Chr. dar. Bab edh-Dhra, dessen Name "Tor des Arms" bedeutet, war eine befestigte Anlage mit einer bis zu sieben Meter dicken Stadtmauer, die ein Gebiet von ungefähr 4 bis 4,5 Hektar umfasste. Schätzungen zufolge lebten zum Zeitpunkt der Zerstörung zwischen 600 und 1.200 Menschen in dieser Stadt. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Untersuchung ist die mögliche Identifizierung der Stadt Zoar, die in den heiligen Schriften als Zufluchtsort für Lot erwähnt wird und Berichten zufolge unversehrt blieb.
Aktuelle wissenschaftliche Hypothesen deuten darauf hin, dass die Vernichtung dieser Zentren möglicherweise durch ein kosmisches Luftexplosionsereignis ausgelöst wurde, das mit dem Tunguska-Ereignis von 1908 vergleichbar ist und weitreichende Brände und Zerstörung verursachte. Eine wichtige Neubewertung betrifft jedoch den zeitlichen Ablauf der Ereignisse. Neuere Analysen zeigen, dass die Zerstörung von Bab edh-Dhra und Numera nicht simultan erfolgte, sondern durch einen zeitlichen Abstand von rund 250 Jahren getrennt war. Während Bab edh-Dhra um circa 2350 v. Chr. endete, wurde Numera bereits um etwa 2600 v. Chr. zerstört, was frühere Annahmen einer gleichzeitigen Vernichtung revidiert.
Trotz dieser archäologisch ermittelten Datierungen, die deutlich vor dem Zeitraum liegen, den viele Bibelforscher für die Ära der Erzväter ansetzen – was eine zeitliche Diskrepanz von 230 bis 280 Jahren bedeuten kann – liefern die Funde tiefgreifende Einblicke in die Dynamik vergangener Epochen. Die Entdeckungen legen nahe, dass hinter den alten Überlieferungen reale, wenn auch anders interpretierte, historische Ereignisse verborgen sein könnten, was eine Neubewertung der Verbindung zwischen dem überlieferten Text und der physischen Realität der Landschaft am Toten Meer erzwingt.