Nachrichtenvermeidung erreicht Rekordhöhen: Ursachen und Lösungsansätze

Bearbeitet von: Liliya Shabalina

Die Tendenz, sich bewusst von Nachrichten fernzuhalten, hat in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass 71 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland mindestens gelegentlich aktiv Nachrichten meiden. Dies stellt einen signifikanten Anstieg gegenüber früheren Jahren dar, was auf eine wachsende "Nachrichtenmüdigkeit" in der Bevölkerung hindeutet.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. An vorderster Front steht die emotionale Belastung, die viele Menschen durch den ständigen Strom negativer Meldungen empfinden. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) gibt an, dass Nachrichten ihre Stimmung negativ beeinflussen. Hinzu kommt die schiere Menge an Informationen, die viele als überwältigend empfinden – ein Gefühl, das von 39 Prozent der Nachrichtenvermeider geteilt wird. Die häufige Berichterstattung über Kriege und Konflikte (ebenfalls 39 Prozent) trägt maßgeblich zu dieser Erschöpfung bei, während 20 Prozent sich machtlos fühlen angesichts der Informationen, die sie erhalten.

Besonders junge Menschen, insbesondere die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen, zeigen eine höhere Neigung zur Nachrichtenvermeidung. Sie empfinden die Nachrichten oft als schwer verständlich oder als irrelevant für ihr eigenes Leben, was zu einem Gefühl der Entfremdung führt. Fast die Hälfte dieser Altersgruppe (43 Prozent) fühlt sich von der Nachrichtenmenge erschöpft, und 19 Prozent geben an, dass Nachrichten nicht relevant für ihr Leben erscheinen oder sie das Gefühl haben, nichts mit den Informationen anfangen zu können.

Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung für den informierten öffentlichen Diskurs und die bürgerliche Teilhabe dar. Angesichts dieser Trends passen Nachrichtenorganisationen ihre Strategien an. Ein verstärkter Fokus liegt auf analytischen Inhalten, der Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Personalisierung von Nachrichten und der Hervorhebung von Themen, die für die Öffentlichkeit von größerem Interesse sind. Ziel ist es, die Relevanz und Zugänglichkeit von Nachrichten zu erhöhen und dem Trend der Nachrichtenvermeidung entgegenzuwirken.

Interessanterweise ist das allgemeine Interesse an Nachrichten stabil geblieben. 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland sind nach wie vor sehr an Nachrichten interessiert. Dies deutet darauf hin, dass die Vermeidung nicht aus Desinteresse resultiert, sondern vielmehr aus der Art und Weise, wie Nachrichten präsentiert werden und welche emotionalen Reaktionen sie hervorrufen. Die Suche nach positiven oder lösungsorientierten Nachrichten gewinnt an Bedeutung, da mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) ein starkes Interesse daran bekundet. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines Journalismus, der nicht nur informiert, sondern auch inspiriert und zur aktiven Gestaltung beiträgt.

Quellen

  • LiFO

  • Reuters Institute Digital News Report 2025

  • News avoiders relinquish their democratic privilege

  • Chart: Too Much Bad News? News Avoidance on the Rise

  • This is how people in 2025 are getting their news

  • Reuters Digital Report 2025: Falling trust and the rise of alternative media ecosystems

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