Warum das übliche „gut gemacht“ nicht so wirkt, wie wir denken
Die Erziehung selbstbewusster, emotional widerstandsfähiger und selbstständiger Kinder ist eines der Hauptziele moderner Eltern. Wir möchten, dass unsere Kinder sich geliebt und erfolgreich fühlen, also loben wir sie ganz natürlich für ihre Leistungen: „Was für ein schönes Bild!“, „Tolle Arbeit!“, „Du bist großartig!“
Aber haben Sie sich jemals gefragt, ob diese Art von Lob tatsächlich die gewünschte Wirkung hat? Dr. Becky Kennedy, eine bekannte klinische Psychologin, schlägt einen völlig anderen, tieferen Ansatz zur Ermutigung vor – einen, der Kindern nicht nur ein gutes Gefühl gibt, sondern ihnen auch hilft, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Wie wirkt sich Lob auf Kinder aus?
Lob scheint harmlos, aber auf lange Sicht kann es Kinder dazu bringen, nach äußerer Bestätigung zu suchen, anstatt ihre eigenen Anstrengungen wertzuschätzen. Wenn ein Kind sich daran gewöhnt, „gut gemacht“ zu hören, verlässt es sich darauf, dass andere seine Leistung beurteilen, anstatt selbst zu erkennen, was es erreicht hat.
Dr. Kennedy erklärt dies folgendermaßen: „Wenn wir ‚gut gemacht‘ sagen, beendet das das Gespräch. Das Kind hört, dass bereits alles bewertet wurde, sodass es nicht mehr darüber nachdenken muss, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist.“ Diese Gewohnheit führt dazu, dass Kinder sich mehr auf die Meinung anderer konzentrieren als auf ihr eigenes Erfolgserlebnis.
Ein neuer Ansatz für Lob: Fragen statt Bewertungen
Anstatt automatisch „gut gemacht“ zu sagen, versuchen Sie, Ihr Kind in ein Gespräch über seine Leistung einzubeziehen. Stellen Sie Fragen, die ihm helfen, über seine Emotionen, Anstrengungen und Motivationen nachzudenken:
Anstatt „Was für ein schönes Bild!“ sagen Sie:
– Wie hast du diese Farben ausgewählt?
– Was hat dir am meisten Spaß beim Malen gemacht?
– Wie fühlst du dich, wenn du dein Bild ansiehst?
Anstatt „Tolle Arbeit!“ sagen Sie:
– Wie hast du diese Aufgabe gelöst?
– Was war die größte Herausforderung und wie hast du sie gemeistert?
– Worauf bist du an deiner Arbeit am meisten stolz?
Anstatt „Du bist so talentiert!“ sagen Sie:
– Wie hast du geübt, um so gut zu spielen?
– Was gefällt dir am besten daran, dieses Instrument zu spielen?
– Welcher Teil dieses Prozesses war für dich am spannendsten?
Warum ist das wichtig?
Wenn Kinder anfangen, ihre eigene Arbeit zu analysieren, lernen sie, ihre Fähigkeiten zu erkennen, stolz auf ihre Bemühungen zu sein und den Wert im Prozess selbst zu sehen – nicht nur im Endergebnis. Dies stärkt das innere Selbstbewusstsein, das nicht von der Anerkennung anderer abhängt – etwas, das in der heutigen Welt, in der soziale Medien nach ständiger externer Bestätigung verlangen, besonders wichtig ist.
Dr. Kennedy erklärt auch, dass dieser Ansatz Kindern hilft, widerstandsfähiger gegenüber Angst und Depression zu werden. Wenn Menschen lernen, sich selbst unabhängig zu bewerten, sind sie weniger abhängig von der Meinung anderer und können Rückschläge besser bewältigen.
Wie kann man das im Alltag umsetzen?
Beobachten Sie, wie oft Sie „gut gemacht“ oder ähnliche Phrasen verwenden. Achten Sie auf Ihre Sprache und versuchen Sie, Lob durch Fragen zu ersetzen.
Interessieren Sie sich ehrlich für den Prozess, nicht nur für das Ergebnis. Fragen Sie Kinder, wie sie zu ihren Entscheidungen gekommen sind, was sie inspiriert hat und welche Emotionen sie dabei empfunden haben.
Schaffen Sie eine Umgebung, in der Ihr Kind lernt, stolz auf seine eigenen Anstrengungen zu sein. Erinnern Sie es daran, dass Erfolg nicht nur darin besteht, zu gewinnen oder ein perfektes Ergebnis zu erzielen – sondern auch darin, sich anzustrengen, Herausforderungen zu meistern und an sich zu wachsen.
Fazit
Lob neu zu denken bedeutet nicht, Unterstützung zurückzuhalten – es bedeutet, sie noch stärker zu machen. Dieser Ansatz hilft Kindern, sich nicht nur geliebt, sondern auch wirklich wertgeschätzt zu fühlen, unabhängig von der Meinung anderer. Beginnen Sie damit, Fragen zu stellen, anstatt automatische Anerkennung zu geben, und Sie werden sehen, wie Ihr Kind sich öffnet, selbstbewusster wird und Freude an seinem eigenen Fortschritt findet.
Probieren Sie es noch heute aus! Welche Fragen werden Sie Ihrem Kind anstelle von „gut gemacht“ stellen?