Die Schweizer Regierung hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der das seit 2017 bestehende Verbot für den Bau neuer Kernkraftwerke aufheben könnte. Diese Massnahme ist Teil einer breiteren politischen Debatte über die zukünftige Energieversorgung des Landes, die seit 2018 auf einen Ausstieg aus der Kernenergie abzielt.
Die Initiative "Stop the waste on the slopes" unterstützt die Aufhebung des Bauverbots, indem sie ein parlamentarisches Genehmigungsverfahren und ein mögliches Referendum für neue Reaktoren vorsieht. Befürworter erhoffen sich dadurch eine Vereinfachung des Weges zu einem vollständigen Verbot der Atomenergie. Deutschland hat seinen vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie im Jahr 2023 vollzogen.
In der Schweiz sind die Meinungen zur Kernenergie geteilt. Während die Regierung mit dem neuen Vorschlag einen möglichen Weg zur Technologieoffenheit aufzeigt, gibt es auch Bestrebungen, das Neubauverbot zu lockern. Eine Volksinitiative mit dem Titel "Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)" fordert die Sicherstellung der Stromversorgung und schliesst neue Atommeiler nicht aus. Der Bundesrat arbeitet an einem indirekten Gegenvorschlag, der das Kernenergiegesetz anpassen und neue Kernkraftwerke wieder zulassen würde, um die langfristige Energiesicherheit zu stärken.
Axpo Holdings AG, ein bedeutender Akteur im Schweizer Atomsektor, der etwa 60 % der nuklearen Kapazität des Landes verwaltet, hat derzeit keine Pläne für neue Bauvorhaben. Das Unternehmen hat jedoch erklärt, dass es bei der Finanzierung und Regulierung von Risiken eine gewisse Aufsicht benötigt. Experten schätzen, dass selbst bei einer Aufhebung des aktuellen Bauverbots ein neues Kernkraftwerk in der Schweiz frühestens im Jahr 2050 betriebsbereit wäre, da der Prozess komplex ist und mehrere politische Entscheidungen erfordert. Die reine Bauzeit wird auf mindestens acht Jahre geschätzt.
Die Debatte um die Kernenergie in der Schweiz spiegelt die globalen Diskussionen über Energieversorgungssicherheit und Klimawandel wider. Die Entscheidung über die Zukunft der Atomkraft wird letztlich im Parlament und möglicherweise durch das Volk getroffen werden. Die Frist für die Einreichung des Vorschlags beim Parlament ist August 2026.