Österreichische Wahlen: Rückgang des Vorsprungs der Rechtspartei vor der Wahl

Am 29. September werden etwa 6,3 Millionen wahlberechtigte Österreicher zu den Urnen gehen, um an den Parlamentswahlen teilzunehmen. Die zentrale Frage dieser Kampagne ist, ob die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ihren Status als stärkste politische Partei des Landes behaupten kann. Bei den Europawahlen im Juni war die FPÖ in der Alpenrepublik siegreich.

Die rechtspopulistischen Parteien führen seit über einem Jahr in den Umfragen und erreichen derzeit knapp 28 %, gefolgt von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) mit fast 25 % und den Sozialdemokraten mit 20 %. Die Grünen, die derzeit Teil der Regierung sind, und die Neue Österreichische und Liberale Forum kämpfen um den vierten Platz, wobei beide etwa 10 % erreichen.

Die Kommunistische Partei Österreichs und die Bierpartei des Kabarettisten Dominik Wlazny stehen am Rand der entscheidenden vier Prozent-Hürde, die notwendig ist, um in den Nationalrat, die Unterkammer des Parlaments, einzuziehen.

In der Regel stehen bei Wahlkämpfen eine Vielzahl drängender Themen im Mittelpunkt, doch laut Sylvia Kritzinger, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien, haben Migration und Sicherheit für viele österreichische Wähler in dieser Wahl besondere Bedeutung.

Herbert Kickl, der Vorsitzende der FPÖ, verspricht, ein 'Volkskanzler' zu werden, ein Begriff, der historisch mit Adolf Hitler verbunden ist, obwohl Kickl jegliche absichtliche Anspielung bestreitet. Selbst wenn die rechtspopulistischen Parteien die meisten Stimmen erhalten, stehen mindestens zwei andere Kandidaten zwischen ihm und dem Kanzleramt. Der amtierende Kanzler Karl Nehammer von der ÖVP und Präsident Alexander Van der Bellen von den Grünen werden entscheidende Rollen spielen.

Laut der österreichischen Verfassung wird der Kanzler nicht vom Parlament gewählt, sondern vom Präsidenten ernannt, der die Mehrheitsmeinung des Nationalrates berücksichtigt. Allerdings, wie Peter Filzmaier, Professor für Politikwissenschaft an der Donau-Universität Krems, anmerkt, ist der Staatschef in dieser Entscheidung frei und unabhängig. Van der Bellen hat bereits angedeutet, dass er Kickl nicht zum Regierungschef ernennen wird, was bedeutet, dass das Kanzleramt nicht unbedingt dem Führer der siegreichen Partei bei den Parlamentswahlen zufällt.

Andererseits hat Nehammer wiederholt ausgeschlossen, mit Kickl eine Koalition zu bilden oder sogar Gespräche über die Regierungsbildung zu führen. In einer Debatte vor den Wahlen bezeichnete Nehammer seinen Gegner als 'radikal eingestellt' und beschuldigte ihn, Verschwörungstheorien zu verbreiten. Nehammer hat jedoch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der FPÖ nicht vollständig ausgeschlossen.

Beobachter weisen auf Überschneidungen in den Positionen der rechtspopulistischen und konservativen Parteien hin, insbesondere in Bezug auf Wirtschafts- und Migrationspolitik. Sowohl die FPÖ als auch die ÖVP setzen sich für eine Begrenzung der Migration ein. Im Wahlprogramm der ÖVP wird eine 'strenge Asylpolitik', das Ende der illegalen Migration und die Verlagerung von Asylverfahren ins Ausland gefordert.

Die FPÖ führt ihrerseits die Kampagne 'Festung Österreich' fort, die darauf abzielt, Flüchtlinge an der Staatsgrenze zurückzuweisen, Grenzsperren in beliebten Migrationsrouten zu errichten und das Asylrecht in bestimmten Fällen auszusetzen. Darüber hinaus unterstützen die rechtspopulistischen Parteien die sogenannte 'Re-Immigration', die sich auf die Rückführung aller illegalen Einwanderer auf der Grundlage bestehender rechtlicher Normen bezieht.

Die letzte Regierungskoalition mit Beteiligung der ÖVP und der FPÖ wurde unter dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz im Dezember 2017 gebildet, zerbrach jedoch nach dem sogenannten 'Ibiza-Skandal' im Mai 2019, der ein geheimes Video von einem Treffen auf dieser spanischen Insel beinhaltete.

Die rechtspopulistischen Parteien sind der Ansicht, dass, wenn ihre Partei bei den Wahlen erfolgreich ist, sie ihren Kanzlerkandidaten Kickl nicht für die Möglichkeit opfern werden, in die Regierung einzutreten. Analysten gehen davon aus, dass die Konservativen der ÖVP versuchen werden, die Sozialdemokraten und einen dritten Partner, wie die Neue Österreich und das Liberale Forum, zu gewinnen, um eine Regierungskoalition zu bilden.

Die ÖVP hat sich mit den Grünen, die derzeit in der Regierung sind, über Fragen wie das Gesetz zur Wiederherstellung von Ökosystemen zerstritten. In der Geschichte Österreichs gab es noch nie eine dreiparteilige Regierungskoalition.

Viele Österreicher sind sich noch unschlüssig, und das Ergebnis der Wahl ist alles andere als sicher. Laut den neuesten Umfragen hat sich der Abstand der rechtspopulistischen Parteien zu den Konservativen auf nur ein oder zwei Prozent verringert. Dies könnte mit den verheerenden Überschwemmungen zusammenhängen, die vor fast zwei Wochen einen Großteil des Landes überfluteten und dem amtierenden Kanzler Nehammer unfreiwillig die Möglichkeit gaben, sich als aktiven Krisenmanager zu präsentieren.

Diese Entwicklung kam für die FPÖ überraschend, da das Thema der Überschwemmungen vorübergehend die Fragen der Migration in den Hintergrund gedrängt hat, die für die rechtspopulistischen Parteien zentral sind und die derzeitige Wahlkampagne dominiert haben.

Alexander Pröll, ein Kandidat der konservativen ÖVP, beendete seine Wahlkampagne in Wien, indem er Geschenktüten verteilte, die Taschentücher enthielten, was darauf hindeutet, dass diese möglicherweise benötigt werden, wenn Kickl Kanzler wird. Dennoch versichert Pröll: 'Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Regierungschef weiterhin Karl Nehammer heißen wird.'

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