Archäologen haben neue, überzeugende Beweise dafür gefunden, dass Pompeji nach der verheerenden Eruption des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. wieder bewohnt wurde. Überlebende, die keine Möglichkeit hatten, anderswo eine neue Existenz aufzubauen, kehrten offenbar in die zerstörte Stadt zurück. Sie wurden wahrscheinlich von anderen ergänzt, die Zuflucht suchten und nach brauchbaren Gütern in den Trümmern suchten.
Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, beschrieb die Funde als eine „informelle Siedlung, in der Menschen unter prekären Bedingungen lebten“. Diese neu besiedelten Bereiche gelten als Zeugnis menschlicher Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Die ehemaligen Erdgeschosse wurden in Keller mit Öfen und Mühlen umgewandelt, was auf eine deutliche Veränderung der sozialen und wirtschaftlichen Struktur der Stadt hinweist. Die oberen Stockwerke beschädigter Häuser wurden wieder bewohnt, während die verschütteten Erdgeschosse als Lager genutzt wurden. Die Bewohner lebten ohne die für eine römische Stadt typische Infrastruktur wie Wasserversorgung, Kanalisation oder Handel. Diese Entdeckungen, die auf neuen Ausgrabungen beruhen, beleuchten ein bisher unterschätztes Kapitel der Stadtgeschichte. Zuchtriegel merkte an, dass die vorherrschende Erzählung von der totalen Zerstörung dieses ruhigeren Kapitels ausgelöscht habe, da „die schwachen Spuren der Wiederbesiedlung des Ortes buchstäblich entfernt und oft ohne Dokumentation weggewischt wurden“.
Die archäologischen Funde zeigen, dass die Menschen provisorische Unterkünfte inmitten umgestürzter Säulen und zerbrochener Fresken errichteten und durch eingestürzte Räume nach Schmuck, Werkzeugen und Haushaltsgegenständen suchten, selbst unter dem Risiko, auf verrottende Körper zu stoßen. Vor der Katastrophe lebten in Pompeji etwa 20.000 Menschen; schätzungsweise 15 bis 20 Prozent starben, als eine Wolke aus Gas und Asche die Stadt verschlang. Diese informelle Siedlung, die als „prekäres Konglomerat, eine Art Lager oder Favela inmitten der noch erkennbaren Ruinen“ beschrieben wird, bestand bis mindestens ins fünfte Jahrhundert n. Chr. Die neuen Erkenntnisse fügen sich in eine Reihe jüngster Entdeckungen in Pompeji ein, darunter lebensgroße Statuen und Gemälde von Dionysos sowie ein großes privates Badehaus. Diese Funde tragen gemeinsam zu einem nuancierteren Verständnis der Widerstandsfähigkeit Pompejis und des Lebens seiner Bewohner nach dem katastrophalen Ereignis bei, und zeigen, wie das menschliche Streben nach Leben und Anpassung selbst unter den widrigsten Umständen fortbesteht.