Craco, ein mittelalterliches Bergdorf in Süditalien, entfaltet eine unheimliche Schönheit und eine reiche Geschichte, die Besucher in ihren Bann zieht. Seit 1980 aufgrund von Naturkatastrophen verlassen, hat sich dieser Ort zu einem bedeutenden Ziel für den Dark Tourism entwickelt. Die Geschichte von Craco reicht bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurück, als griechische Siedler den Ort gründeten. Im Mittelalter erlebte Craco eine Blütezeit, war ein Zentrum für Bildung mit einer Universität, die bereits 1276 gegründet wurde, und ein strategisch wichtiger befestigter Ort. Adelige Paläste und prächtige Kirchen zeugten einst von seinem Wohlstand.
Die Ursachen für die Aufgabe des Ortes sind tief in der Geologie und dem Schicksal verwurzelt. Instabile Lehmböden und wiederkehrende Erdrutsche, die bereits im 17. Jahrhundert auftraten und sich im 20. Jahrhundert verschärften, machten das Leben zunehmend gefährlich. Ein katastrophaler Erdrutsch im Jahr 1963 zwang die letzten rund 1.800 Einwohner zur Umsiedlung in das nahegelegene Craco Peschiera. Überschwemmungen im Jahr 1972 und das verheerende Erdbeben von Irpinia im Jahr 1980 besiegelten schließlich das Schicksal des historischen Zentrums, das 1980 vollständig verlassen wurde. Obwohl Craco heute eine Geisterstadt ist, hat seine dramatische Kulisse eine neue Bestimmung gefunden. Die unheimliche Atmosphäre und die gut erhaltenen Ruinen machen Craco zu einem beliebten Drehort für Hollywood-Produktionen. Filme wie Mel Gibsons „Die Passion Christi“ und der James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ nutzten die einzigartige Silhouette und die verlassenen Gassen als eindrucksvolle Kulisse. Diese filmische Präsenz hat die Anziehungskraft von Craco als touristisches Ziel weiter gesteigert und zieht Besucher an, die sich für Geschichte, Architektur und die Faszination verlassener Orte interessieren.
Der Besuch von Craco ist ein Erlebnis, das ein tiefes Verständnis für die Resilienz der Natur und die Vergänglichkeit menschlicher Siedlungen vermittelt. Die Behörden haben den Zugang zum Schutz der Integrität und Sicherheit des Ortes stark eingeschränkt. Besucher dürfen Craco nur im Rahmen geführter Touren betreten, wobei das Tragen von Schutzhelmen aufgrund des instabilen Geländes obligatorisch ist. Diese geführten Besichtigungen, die von Mai bis Oktober stattfinden, ermöglichen es, die Geschichte und die verborgene Schönheit des Ortes auf sichere Weise zu erkunden und bieten Einblicke in das Leben, das einst hier pulsierte. Die Tourismusentwicklung, auch wenn sie auf kontrollierte Touren beschränkt ist, belebt die Region und bietet eine wirtschaftliche Perspektive, die auf der Bewahrung des kulturellen Erbes basiert. Craco steht somit nicht nur als Mahnmal der Vergangenheit, sondern auch als ein Ort, der durch seine Geschichte und seine filmische Bedeutung eine anhaltende Faszination ausübt und Besucher dazu einlädt, über die Spuren der Zeit zu reflektieren.