Im Sommer 2025 gelang Daniel Fest, einem zertifizierten Sondengänger, in der Nähe von Leipzig eine Entdeckung von historischer Tragweite für ganz Sachsen. Bei der Suche mit seinem Metalldetektor stieß er auf eine winzige Goldmünze, deren Erhaltungszustand so außergewöhnlich war, dass Experten sie als „seit der Keltenzeit nahezu unversehrt“ bezeichneten. Der Fund wird auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert und gilt offiziell als die älteste Münze, die jemals auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen entdeckt wurde.
Das fast hundertprozentig aus Gold bestehende Stück wurde als keltischer Viertelstater identifiziert. Diese Münzform gehört zu den frühesten Prägungen, die in Nordböhmen hergestellt wurden. Dr. Regina Smolnik, die Landesarchäologin Sachsens, betonte die Seltenheit solcher Objekte in dieser Region, da sie außerhalb des eigentlichen keltischen Siedlungsgebiets liegt. Dennoch belegt die Entdeckung intensive Handelskontakte und Austauschbeziehungen zwischen den lokalen Gemeinschaften und den keltischen Stämmen Mitteleuropas.
Das Artefakt wiegt lediglich zwei Gramm – weniger als eine moderne Cent-Münze – und weist eine charakteristische Kuppelform auf. Auf der Vorderseite ist der stilisierte Kopf eines Tieres zu erkennen, gekennzeichnet durch eine gewölbte Stirn, eine lange Nase und Hörner. Die Rückseite zieren typische keltische Symbole: ein offener Torques mit erweiterten Enden, ein fünfzackiger Stern mit abgerundeten Strahlen sowie eine zentrale Kugel. Solche Motive galten als Schutzzeichen und Statussymbole des Adels, die Stärke und Sicherheit symbolisierten.
Aufgrund ihrer gewölbten Prägung erhielten diese Münzen im Volksmund den Namen „Regenbogenschüsselchen“. Einer alten Überlieferung zufolge „fielen sie vom Himmel“, genau dort, wo der Regenbogen die Erde berührte – denn oft fanden Bauern sie nach Regenfällen auf ihren Feldern.
Fest meldete den Fund umgehend dem Landesamt für Archäologie. Nach einer eingehenden Begutachtung wurde die Münze offiziell als Kulturdenkmal registriert. Laut Dr. Smolnik diente dieses Stück wahrscheinlich nicht als reines Tauschmittel. Vielmehr war es wohl ein Statussymbol oder eine Form der Vermögenssicherung, das einem Mitglied der lokalen Elite gehörte, welches in die weitreichenden Handelsnetzwerke der Kelten eingebunden war.
Bisher galt ein Stater aus dem Raum Sauschwitz, der auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datiert wurde, als die älteste sächsische Münze. Die neue Entdeckung verschiebt den Beginn des Geldumlaufs in Sachsen um fast ein Jahrhundert nach hinten. Dies liefert den Beweis, dass die Region deutlich früher in den überregionalen Handel involviert war, als Historiker bislang angenommen hatten.
Insgesamt sind auf dem Gebiet Sachsens derzeit nur elf keltische Münzen bekannt, wovon lediglich zwei aus Gold bestehen. Bemerkenswert ist, dass nur der neu entdeckte Viertelstater in einem nahezu ursprünglichen Zustand erhalten geblieben ist. Angesichts seiner minimalen Größe von nur zwei Gramm weisen Archäologen darauf hin, dass es sich hierbei wahrscheinlich um das kleinste Artefakt handelt, das jemals offiziell an das Landesamt für Archäologie Sachsen übergeben wurde.
Barbara Klepsch, die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, hob hervor, dass dieser Fund ein „greifbares Fragment unserer Geschichte“ darstellt, welches Licht auf uralte Handelsrouten und die Verbindungen zwischen den Völkern wirft. Sie betonte ferner, dass Fests Vorgehen beispielhaft zeige, wie entscheidend die Kooperation zwischen Bürgern und Wissenschaftlern für die Bewahrung des kulturellen Erbes sei.
Die Goldmünze aus Günzendorf wird demnächst die Ausstellung des Archäologischen Museums Sachsen in Chemnitz bereichern und dort der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Archäologie ist dieses Ereignis nicht nur ein neues Kapitel in der Erforschung früher europäischer Kontakte, sondern auch ein Beleg für die Effizienz kontrollierter Programme zur zertifizierten Metallsuche, die zunehmend dabei helfen, die Vergangenheit zu entschlüsseln.
