Vier neue Flora-Arten in der Serra do Espinhaço Mineiro erfordern dringende Neubewertung des Artenschutzes
Bearbeitet von: An goldy
Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, speziell in der Region Serra do Espinhaço Mineiro, haben zur Entdeckung von vier bisher unbekannten Pflanzenarten geführt. Diese bahnbrechende Identifizierung unterstreicht die herausragende biologische Vielfalt dieser Gebirgskette, die nicht nur als Weltbiosphärenreservat anerkannt ist, sondern auch zu den national bedeutendsten Naturräumen Brasiliens zählt. Solche Funde verdeutlichen, wie viel unentdecktes Leben diese einzigartige Landschaft noch beherbergt und wie wichtig die fortlaufende Erforschung ist.
Die neu bestimmten Taxa erhielten die wissenschaftlichen Bezeichnungen *Staelia fimbriata*, *Wedelia riopardensis*, *Eriope carpotricha* und *Microlicia geraizeira*. Die Forscher stießen auf diese Spezies in den Unterregionen Serras das Marombas und Serra Nova. Diese Gebiete sind berühmt für ihre einzigartigen Pflanzengemeinschaften, die als Campos Rupestres bekannt sind. Diese spezialisierten Ökosysteme, die oft als Fels- oder Bergwiesen übersetzt werden, gedeihen typischerweise auf felsigen oder sandigen Böden in großen Höhenlagen und sind extrem anfällig für Umweltveränderungen und menschliche Eingriffe.
Das Schicksal von zwei dieser Arten, namentlich *Staelia fimbriata* und *Eriope carpotricha*, ist besonders beunruhigend und erfordert sofortige Aufmerksamkeit. Sie gelten als Mikro-Endemiten der Serras das Marombas, was bedeutet, dass ihre Verbreitung auf ein extrem kleines geografisches Gebiet beschränkt ist. Ein kritischer Punkt ist, dass diese beiden Arten momentan nicht in den offiziellen Naturschutzgebieten erfasst sind. Aufgrund ihrer äußerst begrenzten Populationen hat die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) bereits eine vorläufige Bewertung vorgenommen und drei der Neuentdeckungen – *Staelia fimbriata*, *Eriope carpotricha* und *Wedelia riopardensis* – als „vom Aussterben bedroht“ (Critically Endangered) eingestuft. Dies zeigt die Dringlichkeit der Lage auf, da die Arten bereits bei ihrer Entdeckung am Rande der Auslöschung stehen.
Diese jüngsten Entdeckungen müssen als dringender Appell verstanden werden, die bestehenden Naturschutzstrategien in der Region kritisch zu überprüfen und anzupassen. Erhaltungsmaßnahmen, die von Institutionen wie dem Staatlichen Forstinstitut (IEF) von Minas Gerais koordiniert werden, gewinnen dadurch höchste Priorität. Ein zentrales Instrument ist der Territoriale Aktionsplan (PAT) Espinhaço Mineiro. Dieser Plan, der noch bis zum Jahr 2025 läuft, konzentriert sich auf die Sicherung von 24 Arten, die als sogenannte „CR Gaps“ klassifiziert sind. Diese Bezeichnung steht für kritisch gefährdete Spezies, die aktuell nicht durch offizielle Schutzinstrumente abgedeckt werden. Unter diesen Lücken befinden sich bereits 19 Pflanzenarten, zu denen nun möglicherweise weitere hinzugefügt werden müssen, um den Schutz der neu entdeckten Flora zu gewährleisten.
Die Tatsache, dass diese vier neuen Arten unmittelbar nach ihrer wissenschaftlichen Beschreibung bereits vom Aussterben bedroht sind, beleuchtet ein fundamentales, systemisches Problem: Naturwerte, die nicht fest im Schutzsystem verankert sind, sind einem unmittelbaren und oft irreversiblen Risiko ausgesetzt. Der gezielte Schutz der am wenigsten gesicherten und am stärksten gefährdeten Elemente der Flora dient letztlich der Stärkung des gesamten Ökosystems, dessen integraler Bestandteil die Menschheit ist. Durch bewusste, entschlossene und vorausschauende Naturschutzmaßnahmen kann die potenzielle Vernichtung dieser einzigartigen Biodiversität in eine Chance für nachhaltiges Gedeihen und ökologische Stabilität umgewandelt werden, was einen klaren Handlungsauftrag für die lokalen Behörden darstellt.
Quellen
O TEMPO
Agência Minas Gerais
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